Frühlingsbeginn: Der optimale Zeitpunkt, um neben dem Körper auch mal den Geist zu entgiften und eine Frischkur für mehr Zufriedenheit zu starten.
Doch geht das überhaupt? Dauerhaft zufriedener oder gar glücklicher zu werden?? Sonja Lyubomirsky* – Professorin für Psychologie an der University of California – erforscht seit über 30 Jahren das Thema Glück und beschreibt aufgrund der Ergebnisse ihrer Arbeit die Faktoren für unser Wohlbefinden wie folgt:
Erstaunliche 50% unseres Glücksniveaus werden durch einen genetisch festgelegten „Fixpunkt“ bestimmt. Diese Erkenntnis stammt aus der Zwillingsforschung, die darauf schließen lässt, dass jeder von uns mit einem bestimmten „Glücksfixpunkt“ auf die Welt kommt. Dieser Fixpunkt funktioniert wie eine Art Nullpunkt oder Basislinie. Zu dieser Basislinie kehren wir z.B. nach großen Glücksphasen oder auch nach Belastungen und Enttäuschungen immer wieder zurück. Sonja Lyubomirsky zieht hierzu den Vergleich mit unserem Körpergewicht. Manche Menschen sind von Natur aus schlank und halten ihr Gewicht, ohne sich sehr anstrengen zu müssen. Andere dagegen müssen etwas mehr tun, um die gewünschte Linie zu halten. Unser Fixpunkt bestimmt also ein Stückweit unsere Ausgangslage in Sachen Glückssteigerung.
Viele Menschen würden wahrscheinlich antworten, dass unser Glücksempfinden oder unsere Zufriedenheit entscheidend von den äußeren Umständen beeinflusst wird. Daher überrascht es sicherlich, dass nach Lyubomirskys Forschung lediglich 10% unseres Glücksniveaus von äußerlichen Umständen abhängt. Unsere Lebensumstände spielen also eine eher untergeordnete Rolle. Interessanterweise denken wir of, dass das Erreichen bestimmter äußerlicher Dinge (größeres Haus, schöneres Auto etc. etc.) uns glücklicher machen würde. Dies ist jedoch nicht in dem Ausmaß der Fall, wie wir das glauben und so richten wir oft die Energie auf die falschen Dinge.
Entscheidend für unser Glücksempfinden und unsere Zufriedenheit sind die letzten 40%. Diese werden durch einen ganz entscheidenden Faktor beeinfluss: Unser Verhalten. Und hier liegt auch der Schlüssel für Veränderungen, in unseren alltäglichen bewussten Verhaltensweisen. Wir haben immerhin ganze 40% Spielraum, um unser Glück durch unsere alltäglichen Handlungen und Gedanken zu vergrößern oder auch zu verkleinern.
Hilfreich dafür ist es, sich abzuschauen, was überdurchschnittlich glückliche Menschen anders machen. Eine Auswahl dafür bietet Sonja Lyubomirsky**:
- „Sie verbringen viel Zeit mit Familie und Freunden und pflegen und genießen diese Beziehungen.
- Es fällt ihnen leicht, Dankbarkeit auszudrücken, für das, was sie haben.
- Sie sind oft die ersten, die Kollegen und Fremden ihre Hilfe anbieten.
- Sie blicken bewusst optimistisch in die Zukunft.
- Sie genießen die Freuden des Lebens und versuchen, im Hier und Jetzt zu leben.
- Sportliche Betätigung gehört zu ihrer wöchentlichen oder sogar täglichen Routine.
- Sie verfolgen engagiert ihre Lebensziele.“
Dies ist ein Auszug von Denk- und Verhaltensweisen und es gibt sicher auch noch andere. Und auch überdurchschnittlich glückliche Menschen erleben Stress, Krisen und Tragödien. Und sie leiden auch darunter. Sie haben jedoch einen besseren Zugriff auf ihre Ressourcen und sind damit besser gerüstet, Krisen zu bestehen.
Wenn wir den Schlüssel in die Hand nehmen und unsere alltäglichen Handlungen und Gedanken verändern, können wir auch unser Glücksniveau steigern.
Mit Blick auf die 40% heißt es also den Zufriedenheits-Booster zu starten und loszulegen. Dazu stelle ich in meinen kommenden Blogs verschiedene Glücksinterventionen vor, mit denen wir unseren Geist entgiften und unseren Glücksmuskel trainieren können. Nicht alles passt für jeden und wie bei einem Buffet möchte ich Euch dazu einladen, Euch das zu nehmen, was Euch gefällt. Allerdings empfehle ich dazu auch etwas Experimentierfreude, denn oft zeigt sich erst im Tun, was passt und was nicht.
*vgl. Sonja Lyubomirsky: Glücklich sein. Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben. Campus Verlag, Frankfurt, 2018 (2. aktualisierte Auflage), S. 30-34.
**vgl. ebenda, S. 32.