Wir kennen alle die Kopf-Menschen oder aber die Bauch-Entscheider. Kopf, oder besser gesagt das Gehirn, und Bauch sind also fest verankerte Organe in der Typologie von Persönlichkeiten. Ist man eher ein rational gesteuerter Mensch oder trifft man Entscheidungen aus dem Bauch heraus? Interessanterweise spielt das Herz dabei kaum eine Rolle. Dabei ist es doch der entscheidende Taktgeber und daher lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Rollenverteilung dieser drei Protagonisten im Zusammenspiel menschlicher Handlungen zu wagen. Das Drei-Perspektiven-Modell der Persönlichkeit: Kopf - Bauch - Herz.[1]
Nehmen wir zuerst den Kopf. Er ist die Grundfigur des Denkens und spätestens seit Descartes (1596-1650) wissen wir alle: „Cogito ergo sum – ich denke, also bin ich“. Derart gestärkt sieht sich der Kopf natürlich als zentrale Leitperson. Er ist der Hauptakteur. Sein Handwerkszeug ist das Denken. Er analysiert, bewertet und stützt sich auf Logik, Ursache und Wirkungsdenken. Und wahrlich, ihm haben wir viele wichtige Erkenntnisse der Menschheitsgeschichte zu verdanken. Da der Kopf Descartes Ausspruch allzu genau nimmt, denkt er immer. Daher steht er permanent im inneren Dialog, denn würde er nicht mehr denken, wäre er nicht mehr.
Der Bauch führt da ein ganz anderes Leben. Mit dem Denken hat er nicht viel am Hut und daher ist ihm der Kopf auch immer etwas suspekt. Abgesehen davon erscheint er ihm zudem ziemlich überheblich. Das ganze Wirken des Bauchs ist darauf ausgerichtet, die Selbsterhaltung und das Überleben des Systems zu sichern. Ein wahrlich wichtiger Job und so sieht der Bauch ganz natürlich sich als die Hauptfigur im menschlichen Wirken. Seine Hauptarbeitsmittel ist die in der Evolution erworbene Instinkt- und Gefühlsausstattung. Daher haben auch alle Emotionen, die dem Überleben dienen, dort ihren Ursprung: Leidenschaft, Angst, Wut, Begehren etc.
Oft passiert es, dass Menschen sich durch einen dieser beiden leiten lassen. Was nicht verwunderlich ist – bei deren selbstbewussten Auftreten. Dabei ist der leise Taktgeber im Hintergrund ein anderer, und er vermag es mit einem Schlag unser ganzes System zum Stehen zu bringen. Und doch schenken wir ihm oft nur in Ausnahmesituationen Beachtung. Die integrative Kraft zwischen Kopf und Bauch ist das Herz. Das Herz ist der Teamleader in diesem Dreiklang der Organe. Wenn wir auf uns zeigen und uns im Wesentlichen meinen, wo zeigt unsere Hand dann hin? Auf den Kopf, oder den Bauch? Nein – die Hand zeigt auf das Herz.
Es gibt Studien von Herzforschern, die das Herz als eigenes Intelligenzzentrum ausweisen. So zeigen z. B. Herztransplantationspatienten Verhaltensveränderungen, die in Zusammenhang mit dem Herzspender zu sehen sind. Das Herz steuert über den Herzschlag. Und wie so oft in der Führungsarbeit erfordert das Ausdauer und Konsequenz. Im Laufe eines 70-jährigen Lebens schlägt das Herz 2,5 Milliarden Mal. Dabei macht es zu 1/3 Pause – immer zwischen den Schlägen. Auf den Tag gerechnet ist es damit 16 Stunden aktiv und ruht 8 Stunden. Auch dies ist ein sehr gesundes Maß.
Das Herz arbeitet eher im Stillen und es gilt, die Emotionen zu unterscheiden, die in Herz und Bauch angesiedelt sind. Das Herz ist selbstlos, es kann wahre Dankbarkeit empfinden, Freude, Herzlichkeit und Liebe. Und es beherbergt viele Formen von Mut: Demut, Langmut, Anmut und manchmal auch etwas Übermut - all das lehrt uns das Herz...
Hier noch eine kleine Herzübung für jeden Tag: setzen Sie sich entspannt hin, schließen Sie die Augen, legen Sie eine oder beide Hände auf ihr Herz und lauschen Sie dem Herzschlag. Fühlen Sie in den Takt und hören darauf, was Ihnen Ihr Herz zu sagen hat… ganz ohne Kopf und Bauch.
[1] Siehe auch Wolfram Jokisch, Kopf-Herz-Bauch – ein Drei-Perspektiven-Modell der Persönlichkeit, www.corework.de
[2] Paul Pearsal, Heilung aus dem Herzen, Goldmann, 1999.